
Im Folker/D, ist folgende Rezension erschienen:
DOROTHEA WALTHER mit ANNETTE PIECHUTTA
Ein Vierteljahrhundert Liederweib: Das Leben einer Gauklerin
Bern: Stämpfli, 2010
159 S., mit zahlr. Abb., plus CD, 49.- Sfr
ISBN 978-3-7272-1206-2
In Bern, der Stadt Mani Matters, wirkt seit über einem Vierteljahrhundert Dorothea Walther, die sich dem Singen zum Leierkasten verschrieben hat. Diesen, heute wenig zu sehenden Instrumenten begegnete sie damals in ihrem Trödelladen und verguckte sich gleich in das seltene Stück. Der Herr, der die Drehorgel zum Verleih ins Geschäft gebracht hatte, war Bänkelsänger, und so bekam das Leben der Berner Trödlerin eine völlig neue Richtung. Viele Jahre und einige Programme und Alben später hat sie zusammen mit der Autorin Annette Piechutta ein Buch herausgebracht, das Informationen, Anekdoten, Liedertexte, Bilder und Stellungnahmen von Weggefährten mit einer beigefügten Sampler-CD vereint. Es ist ein ungewöhnlich liebevoll gestaltetes Werk geworden, dem man ansieht, wie viel Herzblut Frau Walther bei ihrer Arbeit vergießt und das die Freunde ihrer Sangeslust und Engelssammelei erfreuen wird. Sie singt nämlich nicht nur gerne – „Liederweib“ nennt sie sich selbst -, sie sammelt auch seit einer Krisensituation Engelsfiguren jeder Art und stellt sie aus. Der Leser blickt mit dem Buch wie durch ein Kaleidoskop auf ihr Leben und ihre Arbeit, es ergibt ein Bild, aber mit Unschärfen. Die beigelegte CD enthält Aufnahmen ihrer verschiedenen Programme. Sie bringt unter anderem Piaf, Dietrich, Kästner, Brecht, Heine, Eigenes oder speziell für sie Erdachtes zu Gehör, ja, selbst Elvis kommt auf dem Piano Melodico zu Ehren. Es versteht sich, dass diese Versionen sich erheblich anders anhören als die Originale.
Rainer Katlewski, Berlin
nov11dw